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Gradtagzahlen, Heizgradtage, Heiztage… Ein Begrifflichkeiten-Wirrwarr für Sie?

Heiztage, Gradtagzahlen und Heizgradtage (oder auch einfach Gradtage): Hinter den vier Begriffen stehen Kennwerte zur Bewertung von Energieverbräuchen von Gebäuden. Die sehr ähnlich klingenden Kennwerte, haben auch ähnliche Berechnungsgrundlagen bzw. bauen aufeinander auf.

Sie fragen sich:

  • Was ist der Unterschied zwischen Gradtagzahlen und Heizgradtagen (und Gradtagen)?
  • Wie sind Heiztage definiert?
  • Wie berechne ich Gradtagzahlen?
  • Wie berechne ich Heizgradtage?

Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die Definitionen und die Berechnungsgrundlagen, sodass Sie nach Lektüre der folgenden Absätze die Fragen klar beantworten können.

Einordnung der Begriffe

Zur Beurteilung von Verbrauchskennwerten von Gebäuden, also des Energie- und Wasserverbrauchs, gibt es verschiedene Verfahren. Die in diesem Artikel beschrieben Begriffe sind Hilfsmittel, um speziell den Wärmeverbrauch zu beurteilen.
Gradtagzahlen und Heizgradtage dienen zur Beschreibung, Beurteilung und Vergleich des Wärmeverbrauchs von Gebäuden ähnlicher Art. Die Kennzahlen spiegeln die klimatischen Bedingungen eines Standortes wieder, die den Heizbedarf beeinflussen. So können Heizenergieverbräuche von Gebäuden unterschiedlicher geographischer Orte und Zeiträume miteinander verglichen oder bereinigt werden. DIN EN ISO 50001 spricht hier von eine Normalisierung der Verbräuche.

Heiztage (engl. Heating Days)

Der Begriff Heiztage bezeichnet die Anzahl der Tage, an denen geheizt wird. Gemäß VDI 4710 Blatt 1 sind Heiztage "Tage, an deren Tagesmitteltemperatur unter der Heizgrenztemperatur liegt".

Es wird ein Betrachtungszeitraum festgelegt - typischerweise eine Heizperiode, Kalenderjahr oder Kalendermonat - und eine Heizgrenztemperatur bestimmt. Die Heizgrenze ist dabei die Außentemperatur (im Tagesmittel), ab der das Gebäude geheizt werden muss und dementsprechend auch abhängig vom Gebäudetyp. 

Finden Sie keine Angaben zur Heizgrenztemperatur kann für deutsche Veröffentlichungen eine feste Heizgrenze von 15°C angenommen werden.

Gradtagzahl (engl. Degree Day): "europäische" Berechnung

Die Gradtagzahl (Gt oder GTZ) ist das Produkt aus einem Tag und der Differenz zwischen der mittleren Raumtemperatur und der an diesem Tag geltenden Tagesmitteltemperatur. Die Einheit sind Kelvin-Tage (K•d). Sie wird nur an Heiztagen bestimmt, sonst ist die GTZ = 0

Über Indizes kann man die gewählte Raumtemperatur und Tagesmitteltemperatur angeben, z.B. G(20/15). nach VDI 3807 werden in Deutschland 20°C als mittlere Raumtemperatur und 15°C als Heizgrenztemperatur für eine Witterungsbereinigung verwendet. 

Sie wird in der Regel als Summe für eine Heizperiode, Kalenderjahr oder Kalendermonat angegeben.

Die Berechnung ist in den VDI-Richtlinien VDI 2067 und VDI 3807 festgelegt. 
Formel Gradtagezahl / Formel Gt / Formel GTZ

Heizgradtage (engl. Heating Degree Days): "amerikanische" Berechnung

Heizgradtage (HGT) sind das Produkt aus einem Tag und der Differenz zwischen der Heizgrenze und der diesem Tag geltenden Tagesmitteltemperatur. Die Einheit sind Kelvin-Tage (K•d). Sie wird nun an Heiztagen bestimmt, sonst sind die HGT = 0. 

Über einen Index kann die gewählte Heizgrenztemperatur angegeben werden, z.B. G(15).
Sie wird in der Regel als Summe für eine Heizperiode, Kalenderjahr oder Kalendermonat angegeben.

Die Berechnung ist in der VDI-Richtlinie VDI 4710 festgelegt. Die Richtlinie beschreibt nur den Heizfall, sodass hier anstatt von Heizgradtagen nur Gradtagen gesprochen wird.
Formel Heizgradtage / Formel Gradtage
1. Januar 2020
Wie bestimmte ich die richtige Heizgrenze für mein Gebäude und meinen Anwendungsfall? Welche Auswirkung hat eine Änderung der Heizgrenze?
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